Vicky Aznaran
III 
Vicky Aznaran äussert sich in einer
"Eidlichen Zeugenaussage" vom 07.03.1994 vor einem Bundesbezirksgericht
der Vereinigten Staaten in Kalifornien.
Über ihren Werdegang bei SC
berichtet sie:
"Ich bin
der SC 1972 beigetreten. 1978
schlossen
mein Mann Richard Aznaran und ich uns der Sea-Org an. Ich
wurde
schliesslich
Vorsitzende (President) des Religious
Technology Center (RTC) und war
damit
die höchste "kirchliche Autorität" bei SC. Mein Mann Richard
war hochgestellter Sicherheitsverantwortlicher. Während dieses
Zeitraums
lernten mein Mann und ich Aufbau und Tätigkeiten verschiedener SC-
Organisationen bis ins kleinste kennen. U.a. wurde ich über
Zusammenkünfte
informiert, bei denen es um Prozesstaktik und verschiedene Mittel
ging, die benutzt wurden, um "Scientology-Feinde" anzugreifen und zu
bekämpfen.
An diesen Treffen nahm ich manchmal auch teil. Bei zahlreichen
Gelegenheiten
gehörte ich zur Befehlskette für die Genehmigung solcher
Aktivitäten.
Von 1984 bis 1987 hatte ich das Amt des "Generalinspektors für
Technik"
inne, eines der weltweit höchsten Ämter der Organisation. So
war ich in deren geheimste Praktiken eingeweiht. Zum Personal des RTC
gehörte
ich seit dessen Gründung ab 1982 bis zum Jahre 1987, als ich SC
verliess.
Ich hatte das Amt inne, das jetzt David Miscavige ausübt. Seit
1975
war ich hochgestelltes Mitglied der Sea-Org.
Während
meiner Amtszeit als
Generalinspektor
für Technik lernte ich auch Vaughn
Young gut kennen. Young war L.
Ron Hubbards persönlicher PR-Verantwortlicher. Nachdem Gerald
Armstrong,
der zur Sea-Org gehörte und an Hubbards Biographie mitarbeitete,
die
SC verlassen hatte, wurde Young auch damit betraut, Hubbards Biographie
zu schreiben. Auch nach Hubbards Tod führte er diese Arbeit noch
fort."
In ihrer
"Eidlichen Zeugenaussage"
erwähnt
Aznaran die Verschwörung der SC zur Unterwanderung der
amerikanischen
Regierung, die 1977 vom FBI aufgedeckt worden war. Hierbei sei das
Guardian
Office aktiv gewesen.
Auf der
Grundlage seiner
Überzeugungen
und
Ideale habe Hubbard das Guardian
Office ins Leben gerufen. Es habe
unter
der Leitung seiner Frau Mary Sue Hubbard gestanden. Ende der 60er und
in
den 70er Jahren seien vom Guardian Office in internationalem Rahmen
sehr
viele Verbrechen begangen worden. Die Richtlinien, Überzeugungen
und
Ideale, auf denen Scientology und das Guardian Office gegründet
worden
seien, würden heute noch genauso wie in den 50er, 60er, 70er und
80er
Jahren gelten. Sie seien nicht geändert worden, da es gegen das
innerste
Prinzip von Scientology verstosse, etwas an den Lehren und der
Überzeugung
von Hubbard zu ändern und zu modifizieren. Die Aktivitäten
des
Guardian Office seien genausowenig verschwunden wie die "Feinde" von
SC.
Diese Aktivitäten würden von den Mitarbeitern des Office for
Special Affairs und ihren beauftragten Privatdetektiven
weitergeführt,
die scheinbar für die Rechtsanwälte von SC arbeiten und daher
durch das Aussageverweigerungsrecht aufgrund der Arbeit für einen
Rechtsanwalt geschützt seien. Scientology habe durch Schaden
gelernt,
Distanz zu den eigenen kriminellen Aktivitäten zu halten. Ein
Beispiel
hierfür sei Privatdetektiv Eugene Ingram, der von Miscavige damit
beauftragt worden sei, den Beweis dafür zu beschaffen, dass der
gegnerische Anwalt, Michael Flynn, angeblich einen auf das Konto von
Hubbard
ausgestellten Scheck gefälscht hätte. Ingram habe einem im
Gefängnis
einsitzenden Kriminellen Geld für die Aussage bezahlt, er sei von
Michael Flynn mit der Fälschung eines Schecks beauftragt worden.
Aznaran
sei seinerzeit von Mark Rathbun, dem damaligen leitenden
Rechtsmitarbeiter
von Miscavige, darüber informiert worden, dass Ingram den
Kriminellen
bestochen habe, um eine Beschuldigung von Michael Flynn wegen eines
strafrechtlichen
Vergehens zu erreichen. Nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen sei, habe
sie – Aznaran – erfahren, dass Ingram lange in Mexico gelebt habe,
um zu vermeiden, dass er wegen dieser Angelegenheit belangt werde.
Ausführlich
geht Aznaran auf die
Vorgehensweise
der SC gegen ihre "Feinde" ein:
"Feinde von
Scientology werden als "unterdrückerische
Personen" ("SPs") betrachtet. Man wird
zur unterdrückerischen
Person,
indem man eine unterdrückerische Handlung begeht, wie z.B. durch
das Verklagen von Scientology als Prozesspartei. Wenn man
"erklärt"
wird, bedeutet das im Jargon von Scientology, dass man deshalb ohne
Rücksicht auf Wahrheit, Ehrlichkeit oder gesetzliche Rechte
belästigt,
verletzt, geschädigt oder ruiniert werden darf. Bei Scientology
ist
man der Ansicht, es sei zum Zwecke des Umgangs mit einer
"unterdrückerischen
Person" akzeptabel zu lügen, zu stehlen und gesetzeswidrige
Handlungen
zu begehen. Diese Praxis wird als die "Freiwild"-Aktion
bezeichnet. Die
Freiwild-Richtlinie wurde in den 60er Jahren erlassen. Sie wurde nie
für
ungültig erklärt. Aus PR-Gründen wurde ein Dokument
herausgegeben,
durch das "Freiwild" vorgeblich für ungültig erklärt
wurde.
Das Dokument besagte jedoch, dass es die Art der Behandlung von
Personen,
die zu "SP" erklärt wurden, nicht ändere. In Wirklichkeit ist
die angebliche Rücknahme der "Freiwild"-Erklärung nicht mehr
als eine Sache der Semantik.
Wegen
meiner Stellung und der
regelmässigen
Berichte, die über meinen Schreibtisch gingen, weiss ich, dass
während meiner gesamten Amtszeit als Vorsitzende des RTC
Freiwild-Aktionen
gegen Feinde gang und gäbe waren. Zusätzlich zu der von
Hubbard
beschriebenen Prozessführungstaktik "Der Zweck des Verfahrens
ist mehr, zu schikanieren und zu entmutigen, als zu gewinnen ... Das
Gesetz
kann sehr leicht benutzt werden, um zu schikanieren und reicht im
allgemeinen,
um die berufliche Zerstörung (des Feindes) zu verursachen. Wenn
möglich,
ruinieren sie ihn natürlich völlig" 27 gehörten zu den
Freiwild-Aktionen
Einbrüche, tätliche Bedrohungen, Störungen der
Geschäfte
von Feinden, Bespitzelungen, belästigende Ermittlungen, Missbrauch
vertraulicher Mitteilungen usw..
Während
des Prozesses zwischen
Gerald
Armstrong
und Scientology, der vor Richter Breckenridge vom Superior Court
für
den Bezirk Los Angeles geführt wurde, ordnete das Gericht die
Vorlage
von Armstrongs "Preclear-Akten" an. Das sind Akten, die von Scientology
über die Personen geführt werden, die sich
Befragungssitzungen
in einem Vorgang unterziehen, der als Auditing
bezeichnet wird. Im Verlauf dieses Prozesses erhielt ich die Anordnung,
die Akten von Armstrong durchzugehen und alles zu vernichten oder zu
verstecken,
was Armstrongs Vorbringen gegen Scientology unterstützen
könnte.
Diese Praxis ist bei Scientology als "Sieben von PC-Akten" bekannt und
eine übliche Prozesstaktik, die von Scientology eingesetzt wird.
Während ich Mitglied bei Scientology war, wurden mir verschiedene
Massnahmen bekannt, die gegen eine Autorin gerichtet waren, die ein
negatives Buch über Scientology geschrieben hatte. Gegen die
Autorin,
Paulette Cooper, wurden verschiedene Formen der Belästigung
eingesetzt.
Zu einer Massnahme gehörte der Versuch, sie zum Opfer einer
Täuschung
zu machen. Auf ihrem Briefpapier wurde eine falsche Bombendrohung
geschrieben.
Gegen Cooper wurde ermittelt, und von dem Verdacht wurde sie erst
befreit,
als eine FBI-Razzia zur Beschlagnahme von Scientology-Dokumenten
führte,
aus denen sich ergab, dass die Aktion eine Täuschung war.
Wenigstens
eine weitere Aktion richtet sich direkt gegen Cooper. Im wesentlichen
ging
es darum, sie eine Beziehung zu einem Mann anfangen zu lassen, der in
der
Hoffnung, sie werde Selbstmord begehen, ihre Tendenzen zum Selbstmord
verstärken
und manipulieren sollte."
Abschliessend
geht Aznaran auf das
Eindringen
der SC in die amerikanische Regierung ein:
Als sie
im Jahre 1981 im Guardian
Office
gearbeitet
habe, habe sie Zugang zu verschiedenen schriftlichen und
mündlichen
Mitteilungen gehabt. Diese hätten sich auf illegale
Aktivitäten
bezogen, an denen das Guardian Office beteiligt gewesen sei. Das GO
habe
sich bemüht, Regierungsstellen und auch private Organisationen zu
unterwandern, darunter die Bundessteuerbehörde, das
Justizministerium,
den Amerikanischen Ärzteverband und das Nationale Institut
für
geistige Gesundheit. Der Sinn habe darin bestanden, in
Übereinstimmung
mit dem "Snow
White" Programm Hubbards Dokumente aus
diesen Stellen zu
stehlen. Ziel dieses Programms sei es gewesen, alle negativen Berichte
über Hubbard und Scientology zu beseitigen, die sich
möglicherweise
bei diesen verschiedenen Stellen befanden.
Quelle: Abschlussbericht
der
Arbeitsgruppe SC der Verfassungsschutzbehörden, März 1998
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