"Mein Kind braucht kein Sparbuch!"
Eine schwarze Komödie
frei nach
Motiven
des Lebens in einem Akt
© by Ilse Hruby
Darsteller:
A: ein überzeugter Scientologe
B: eine überzeugte Nichtscientologin
C: das 6-jährige Kind von A und seiner früheren
Partnerin D (beide nicht anwesend)
E: die Mutter von A
A und B sind ein Ehepaar
Szene: eine kleine Wohn-Küche an einem
wunderschönen
sonnigen September Tag in einer
Mietwohnung
in einem Haus auf dem Land. Es ist Samstag Vormittag so gegen 09:30
Uhr. Auf der Terrasse scheint die Sonne - es ist aber dennoch
etwas zu kühl um draussen zu frühstücken. Daher bereitet
B das Frühstück in der kleinen Wohn-Küche zu. Sie
hat vorher, als A noch schlief, bereits knuspriges frisches
Gebäck vom Bäcker im Ort geholt. B versucht immer wo
es nur geht A zu verwöhnen und ihm eine gemütliche
Atmosphäre zu
Hause zu bieten.
A möchte aber in die Org, eine Niederlassung seiner
"Religion",
fahren und denkt gerade nach wie er es B beibringen soll, da sie
es nicht gerne sieht wenn er dort hin fährt, besonders nicht am
Wochenende. A hatte aber während der Woche nur 2x Zeit für
seine "Religion" und möchte daher am Wochenende dort seine "Kurse"
machen.
B erhofft sich wie schon so oft (und oftmals vergebens) ein
Wochenende im trauten Kreis der Familie, kocht Kaffee und deckt den
Tisch für 3 Personen. E, A's Mutter ist zum
Frühstück eingeladen. E ist noch nicht da, befindet sich
aber bereits auf dem Weg.
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B: A ich muss dir was zeigen. (B nimmt aus ihrer
Handtasche ein Sparbuch und ist sich völlig sicher das A sich
gleich freuen wird) Schau mal, ich habe für C ein
Sparbuch angelegt. Es wird jeden Monat per Dauerauftrag von deinem
Konto 1000 Schilling
(ca. 73 Euro) eingezahlt.
A ärgerlich: WAS?? Warum hast du das gemacht?
B versucht es ruhig zu erklären: C hat kein Sparbuch
und irgendwann wenn er gross ist wird er vielleicht studieren oder eine
Ausbildung machen wollen oder er braucht Kapital für eine kleine
Wohnung. A, verstehst du das?
A: und dafür soll ich jetzt schon sparen? Er ist erst 6!
B: Wenn jeden Monat 1000 Schilling (ca. 73 Euro) auf das Sparbuch
überwiesen
werden, hat er mit 18 eine stattliche Summe beisammen. Viele Eltern
sorgen
für ihre Kinder vor indem sie für sie sparen und
Rücklagen für die Kinder bilden. Das wäre doch auch eine
gute Gelegenheit für dich für dein Kind vorzusorgen.
A: Das ist jetzt aber nicht dein Ernst? oder? Warum soll ich
für meinen Sohn sparen? Du bist ja blöd!
B: Das Sparbuch hat ein Losungswort, damit nicht irgendjemand,
der es vielleicht zufällig in die Hände bekommt, abheben
kann. Ausserdem habe ich es für die kommenden 6 Jahre gesperrt. So
trägt es mehr Zinsen.
A mit argwöhnischem Ton: Du hast also ein Losungswort und eine
Sperre auf das
Sparbuch gemacht damit ich das Geld nicht abheben kann und in die Org
bringe? Verstehe ich das richtig?
B: Warum verstehst du alles was einen guten Zweck haben soll,
falsch? Es ist zur Sicherheit das ein Losungswort auf dem Sparbuch ist.
A: Du meinst zur Sicherheit vor meiner Religion? Kann es sein das du
schon wieder Gegenabsichten gegen meine Religion und gegen meine
Freunde von dort hast?
B: Nein! Du begreifst es wirklich nicht! Ausserdem ziehst du
ohnehin schon viel Geld ab um es zu der Org zu bringen. Würde mich
brennend interessieren was dort soviel Geld kosten kann? Denk' doch
auch
mal an dein Kind! Und jetzt hör mal genau zu: Ich habe ein
Losungswort auf das Sparbuch gegeben weil im Falle das es verlorengehen
sollte, niemand was von dem Kapital abheben kann, der nicht dazu
berechtigt ist. Jeder vernünftig denkende Mensch wird das einsehen
und auch befürworten. Es ist ein völlig normaler und legaler
Vorgang im Bankengeschäft sein Geld zu schützen. Was hat das
mit Gegenabsichten zu tun?
A wird nun sehr ärgerlich und laut: Mein Kind braucht kein
Sparbuch! Mein Kind kann für sich selbst vorsorgen! Mein Kind ist
gescheit genug und braucht mein Geld nicht. Ich möchte das du das
Sparbuch augenblicklich auflöst!
B: Es ist Samstag, die Bank hat doch heute gar nicht offen. Und
ich werde es nicht auflösen sondern deiner Mutter zur Aufbewahrung
übergeben.
A schreit unüberhörbar und sehr laut: HA!!!!! Du vertraust
mir ja doch nicht! Und ich
sage es dir nochmals in aller Deutlichkeit: Mein Kind braucht kein
Sparbuch!! Hast das jetzt endlich kapiert?!
B: Was bist du bloss für ein Vater? Ausserdem, was sind diese
monatlichen 1000 Schilling
(ca. 73 Euro) gegen all' die tausende und hunderttausenden an
Schillingen die du schon in
die
Org gebracht hast?
A: ignoriert B nun vollkommen und beginnt genüsslich mit
dem
Frühstück, wie es aussieht schmeckt es ihm und er hat noch
immer nicht begriffen oder begreifen können warum er für sein
Kind sparen und vorsorgen soll.....
Warum auch? Er kann und wird es nicht verstehen denn in den in
den Richtlinien seiner "Religion"
heisst es wie folgt:
"Das
Kind hat Ihnen gegenüber eine Pflicht. Es muss fähig sein,
für Sie zu sorgen - nicht nur zum Schein, sondern
wirklich.......Für das Kind sorgen? Unsinn. Es hat wahrscheinlich
eine bessere Vorstellung von der unmittelbaren Situation, als Sie es
haben."
L. Ron Hubbard, Scientology - Eine neue Sicht des
Lebens,
Kopenhagen 1997 Seite 73
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Als E, die Mutter von A, ein wenig später zur Türe
der
kleinen Wohn-Küche hereinkommt trifft sie ein
(wieder mal)
zerstrittenes Ehepaar an. B übergibt E dann etwa 2 Stunden
später
mit ein
paar erklärenden Worten das Sparbuch und der Bitte es zu gut
aufzuheben bis C volljährig ist und es ihm dann zu
übergeben. Auch A ist mit dieser Lösung nach einigem hin und
her wider Erwarten einverstanden. Aus dem erhofften Wochenende im
trauten
Familienkreis
wird (wie so oft) nichts und A fährt zur Org seiner "Kirche" und
wird dort
vermutlich in einem PTS/SP Auditing den vorangegangen Streit um das
Sparbuch "handhaben"....
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Etwa drei Monate
später:
A erzählt D, der Mutter von C, ganz stolz ER habe dem
Kind ein Sparbuch eingerichtet auf das monatlich 1000 Schilling (ca. 73
Euro) per Dauerauftrag eingezahlt wird. B wird D eine Kopie
des Antragsformulares mit den Kontoeinrichtungsdaten für das
Sparbuch zukommen lassen
und somit richtigstellen WER das Sparbuch eingerichtet hat.
* THE END *
(Sollten sich bei der Schilderung gewisser Praktiken
Ähnlichkeiten
mit den Praktiken von Scientologen ergeben haben, so sind diese
Ähnlichkeiten
weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.)
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